Sturzrisiko im Alter – Physiotherapeuten als Begleiter
Nicht nur der Papst stürzt
Was haben der Papst Johannes Paul II und die Queen Elisabeth II gemeinsam? Beide sind schon mal gestürzt und erlitten einen Oberschenkelhalsbruch. Bereits 30% der 65-Jährigen stürzen einmal im Jahr. Wobei der Auslöser eben nicht – wie oft gedacht – eine riskante Tätigkeit ist, zum Beispiel im Stehen die Schnürsenkel zu binden. In vier von fünf Fällen führen Alltagssituationen zu Stürzen bei älteren Menschen, rund ein Prozent erleidet den gefährlichen Oberschenkelhalsbruch. Dieser führt oft zu deutlichen Einschränkungen in der Lebensqualität bis hin zum Tod.
Muskelkraft und Muskelkoordinationsfähigkeit nehmen im Alter ab. Eine Sehschwäche führt ebenfalls zu Gangunsicherheit. Die Einnahme von Medikamenten wie beispielsweise Schlafmittel oder zentral wirksame Schmerzmittel können das Sturzrisiko erhöhen.
In Bewegung bleiben
Eine bessere Sehhilfe und, wenn möglich, eine Umstellung der Medikamente reduzieren das Risiko. Ältere Menschen können jedoch auch selber „aktiv werden“. Jegliche Bewegung und sportliche Betätigungen sind positiv. Muskelkraft und Koordinationsfähigkeit werden so bis in das hohe Alter besser erhalten. „Physiotherapeuten können als Spezialist für Körper, Geist und Bewegung älteren Menschen mit den richtigen Übungen eine erhöhte Bewegungssicherheit und eine angemessene Alltagsaufmerksamkeit vermitteln“, so Dr. Christoph Egner, der selber ein promovierter Physiotherapeut ist. Nur ein alltagsspezifisches Training ermöglicht wirksame Fortschritte.
Gute Aussichten
Egner verbindet als Schulleiter der Bernd-Blindow-Schule für Physiotherapie und Studiendekan für Medizinalfachberufe an der DIPLOMA Hochschule in Bad Sooden-Allendorf die praktische mit der akademischen Welt. Dies ist in Deutschland eine wahrscheinlich einzigartige Kombination. Beide Einrichtungen arbeiten vereint unter einem Dach mit kleinen Lerngruppen und intensiver Betreuung.
„Die Bedeutung der Gesundheitswirtschaft wächst in Deutschland weiter – nicht nur durch den demographischen Wandel und medizinischen Fortschritt, sondern auch durch den Bewusstseinswandel, selber aktiver zu werden“, meint Egner. Der Bedarf nach mehr sportlicher Aktivität oft mit Anleitung steigt. Im Jahr 1986 gaben 16% der deutschen Rentner an, gelegentlich Sport zu treiben. Im Jahr 2013 waren es bereits 44%. Egner schätzt deswegen die Arbeitsplatzaussichten als sehr gut ein. Der medizinische Fortschritt und das direkte Arbeiten mit Menschen machen dieses Berufsfeld zusätzlich attraktiv.
Ob nun ein Physiotherapeut dem Papst oder der Queen wieder auf die Beine geholfen hat – wir wissen es nicht. Sicher ist, diese Gesundheitsexperten leisten einen bedeutenden Beitrag, damit Menschen ihr Leben wieder besser mit weniger Einschränkungen leben können.